Wanderwege sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade unterteilt. Überschätzen Sie sich nicht und versuchen Sie es erst einmal mit einer einfachen Tour. Sie können das Pensum dann immer noch steigern. Gerade in der Hauptsaison dürfen die Hitze und die sengende Sonne nicht unterschätzt werden. Dazu sind viele Wanderwege unbefestigt und erfordern ein langsames vorsichtiges Weitergehen.
Die mallorquinische Regierung und lokale Wanderverbände setzen sich seit längerem für eine bessere Markierung der Wanderwege ein. Es kann jedoch noch immer vorkommen, dass Sie sich plötzlich vor einem abgesperrten Gatter mit dem Hinweis "Prohibido el Paso" (Durchgang verboten) stehen, weil der Weg über Privatgelände führt. Respektieren Sie diese Hinweise und gehen Sie einen Umweg.
Wanderwege sind oft nicht mit auffälligen bunten Markern ausgezeichnet wie in Deutschland, sondern mit halbverwaschenen aufgemalten Pfeilen oder kleinen Steinpyramiden, die gar nicht auffallen, wenn Sie nicht gezielt nach Ihnen suchen. Manchmal fehlen die Markierungen völlig. Ziehen Sie nicht ohne eine gute Wanderkarte los. Moderne Smartphones können oft gute Dienste als Kompass leisten, sollten jedoch nicht Ihre einzige Informationsquelle sein: Oft genug ist keine ausreichende Netzabdeckung vorhanden und wenn der Akku schlapp macht, stehen Sie ohne Kartenmaterial mitten in der Wildnis.
Besonders empfehlenswert ist der Frühling, wenn die Temperaturen noch frisch sind und die Mandelblüte die Insel in ein zartes Rosa hüllt. Allerdings haben Sie die Wanderwege durch die Mandelbaumgebiete ganz sicher nicht für sich alleine. Bis Mai können Sie überall auf Mallorca gut wandern, ehe die Temperaturen zu stark ansteigen. In der Tramuntana weht zwar auch im Sommer meist ein frischer Wind und die Temperaturen sind in den Höhenlagen niedriger, doch auch hier kann Ihnen die Sonne zu schaffen, die stundenlang vom wolkenlosen Himmel brennt.
Der frühe Herbst ist neben dem Frühling die zweite ideale Zeit zum Wandern auf Mallorca. Es ist noch angenehm warm und Sie können sogar noch im Mittelmeer baden. Die goldene Herbstsonne und die vielen Ernte- und Weinfeste sorgen für eine ganz besondere Stimmung auf Mallorca. Mitte/Ende Oktober setzen dann meist die Regenfälle ein, die den Sommer unwiderruflich vertreiben. Viele Wanderwege sind dann unpassierbar.
Der Winter ist ebenfalls eine gute Zeit für Wanderungen. Die Temperaturen fallen tagsüber kaum unter 10-15 Grad und die Feriengebiete sind relativ leer. Viele schöne Wanderwege und bekannte touristische Attraktionen haben Sie fast für sich alleine.
Mallorca besitzt ein dichtes Netz an Wanderwegen in den unterschiedlichsten Längen und Schwierigkeitsstufen. Zum berühmten Fernwanderweg GR-221, auch als Trockenmauerweg bekannt, ist kürzlich der neuere GR-222 hinzugekommen, der von Artà im Nordosten einmal quer über die Insel zum Kloster Lluc in der Tramuntana führt.
Der Trockenmauerweg GR-221 (Ruta de Pedra en Sec) führt über insgesamt 150 Kilometer von Port d'Andratx an der Westküste entlang bis nach Pollença und folgt dabei den frühen Postwegen durch die Berge. Sie können theoretisch unterwegs in Schutzhütten (Refugis) übernachten. Da Mallorca jedoch nicht so groß ist, können Sie auch täglich eine Etappe wandern und abends in Ihre eigene gemütliche Finca zurückkehren. So schlafen Sie in Ihrem eigenen bequemen Bett, entspannen abends nach der Wanderung in der Badewanne und können auch mal einen freien Tag am Pool einlegen.
Die einzelnen Etappen:
1. Port d'Andratx – La Trapa
2. La Trapa – Estellencs
3. Estellencs – Esporles
4. Esporles – Deià
5. Deià – Port de Sóller
6. Port de Sóller – Tossals
7. Tossals – Lluc
8. Lluc – Pollença
Der WDR hat im Rahmen seiner beliebten Reisedoku-Serie "Länder, Menschen, Abenteuer" den Briten Bradley Mayhew auf seiner Wanderung entlang des GR221 begleitet. Bei YouTube gibt es die Folge von ARTE
Der neue GR222-Wanderweg wird erst noch markiert. Die einzelnen Etappen stehen jedoch schon fest:
1. Artà – S'Arenal d'Aubarca
2. S'Arenal d'Aubarca – Colonia de Sant Pere
3. Colonia de Sant Pere – Santa Margalida
4. Santa Margalida – Inca
5. Inca – Lluc
Bei beiden Fernwanderwegen sind natürlich auch Abstecher möglich. Ein Tipp: Planen Sie Ihre täglichen Wanderungen so ein, dass Sie unterwegs eine längere Rastpause in einem Lokal einlegen können. Diese sind vor allem in den Bergen dünn gesät.
Möchten Sie einen der Fernwanderwege als tägliche Etappen mit abendlicher Rückkehr in Ihre Finca absolvieren, wählen Sie am besten eine Finca auf halber Strecke. Für den GR-221 empfiehlt sich zum Beispiel die kleine gemütliche Finca Biniazent bei Mancor de la Vall für bis zu vier Personen. Für eine größere Wandergruppe ist die Finca Orchad im Weindorf Binissalem für bis zu acht Personen ein guter Tipp.
Ungefähr auf halber Strecke zwischen Artà und Lluc liegt das Städtchen Santa Margalida, Ziel der dritten Etappe des GR-222. Hier finden Sie eine ganze Reihe schöner Fincas für eine kleine Wandergruppe, zum Beispiel die Finca Mora für bis zu 8 Personen.
Kürzere Wandertouren auf Mallorca
An kürzeren Wandertouren für eintägige Ausflüge herrscht auf Mallorca kein Mangel. Einfache Touren sind zum Beispiel um Sóller zu finden. Eine viel gewanderte Tour führt vom Fußballplatz in Sóller zum Aussichtsturm Mirador de des Barques. Von hier bietet sich ein traumhafter Blick über die idyllische Landschaft und ein Restaurant erlaubt eine längere Pause. Anschließend geht es bergab in das schöne Dorf Fornalutx, das ebenfalls zu Rastmöglichkeiten einlädt. Die letzte Etappe führt dann zum Ausgangspunkt in Sóller zurück. Für die Tour müssen etwa vier Stunden eingeplant werden. Haben Sie bereits in Fornalutx keine Lust mehr, können Sie mit dem Bus (Linie 212) nach Sóller zurückkehren.
Nicht minder schön ist die Wanderung von Sóller nach Port de Sollér durch eine urtümliche Landschaft. Diese Wanderung können Sie mit einer längeren Pause am Strand von Port de Sollér und einem Sprung ins Meer verbinden. Anschließend fahren Sie mit der Tram zurück nach Sóller.
Suchen Sie eine Herausforderung, werden Sie im Norden der Tramuntana fündig. Zu den anspruchsvollsten Touren auf Mallorca gehören der Aufstieg auf den 1.365 Meter hohen Puig de Massanella und die Wanderung von Valldemossa über den 945 Meter hohen Caragolí nach Deià. Der Aufstieg auf den 1.104 Meter Puig Tomir führt über den "Teufelspass" (Pas de Diable), der seinen Namen nicht umsonst trägt. Nichts für Angsthasen ist der "Kettenweg" im Felsmassiv Talaia Vella bei Valldemossa, bei der der letzte Aufstieg nur mit Hilfe einer am Felsen angebrachten Eisenkette zu bewältigen ist. Allerdings führt auch eine einfachere Route zur Steinhütte auf Gipfel hinauf, die einst der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator anliegen ließ.
Die Tramuntana ist natürlich nicht das einzige Wandergebiet auf Mallorca: Im Nordosten um Artà finden Sie weitere schöne Wanderwege auf den 561 Meter hohen Talaia Freda de Morell oder zur Einsiedelei Ermita de Bonany auf dem 317 Meter hohen Puig de Bonany bei Petra. Das Cap Formentor im äußersten Nordwesten Mallorcas und die schöne Felsenküste an der Ostküste ziehen ebenfalls Wanderer an.
Wandern mit Kindern auf Mallorca
Kinder sind oft wendiger und besser zu Fuß als viele Erwachsene. Die meisten Touren kann der Nachwuchs problemlos mitmachen. Allerdings langweilen sich Kinder auch schneller, wenn die Landschaft nicht viel hergibt. Es empfiehlt sich daher, Wanderwege zu wählen, die die kindliche Fantasie auf Hochtouren bringt. Eine schöne relativ einfache Tour führt von der Cala Deià an der Westküste zum Torre sa Padrissa. Er ist einer der vielen alten Wachtürme, von denen die Einwohner früher Ausschau nach Piraten hielten. Ein anderer "Piratenturm" steht auf dem Gipfel des Telégraf an der Ostküste, der Talaia de Son Jaumell. Da er schon von weitem gut zu sehen ist, fällt es Kindern leichter durchzuhalten und nicht ständig zu fragen, wie lange es noch dauert.
Bei Caimari lädt der weitläufige Parc Etnològic ein, der das harte Leben der früheren Köhler und Schneesammler auf Mallorca zeigt. Die Kinder werden das Gelände mit großer Neugier erkunden. Nach dem Spaziergang durch den Parc geht es weiter zum Picknickareal Es Fornassos mit einem Spielplatz, auf dem die Kinder toben können. Letzte Station dieser abwechslungsreichen Wanderung ist der Mirador de s'Esquera de s'Ermita sa Bassa, von dem sich ein toller Ausblick über die Insel bietet. Ohne Pausen dauert die gesamte Wanderung etwa zwei Stunden.
Vorbereitung für die Wandertour
Möchten Sie zum Wandern nach Mallorca reisen, sollten Sie sich unbedingt gute Wanderkarten besorgen. Empfehlenswerte deutschsprachige Karten bringt der Kompass-Verlag heraus. Sehr detaillierte Wanderkarten für die Tramuntana gibt es bei Alpina: Tramuntana Nord, Tramuntana Central und Tramuntana Sud. Vor Ort auf Mallorca erhalten Sie Wanderkarten in manchen gut sortierten Souvenirläden und in Buchhandlungen. Achtung: Oft finden Sie online oder in älteren Reiseführern auf die Buchhandlung Casa del Mapa in Palma, die die wohl beste Auswahl an Land- und Wanderkarten für Mallorca bereit hielt. Leider wurde das Geschäft 2015 geschlossen. Sinnlos ist der Gang dennoch nicht, denn in das Gebäude ist eine offizielle Touristeninformation eingezogen.
Neben klassischen Wanderkarten können Sie eine Reihe digitale Wanderkarten auf Ihr Smartphone herunterladen und sich so GPS-gestützt auf den Weg machen. Denken Sie nur immer daran, dass der Empfang in abgelegenen Bereichen Mallorcas nicht immer verlässlich ist und dass Ihr Akku schlapp machen könnte. Neben Sie also am besten beides mit – Karte und Smartphone (und eine Powerbank, die Ihr Smartphone notfalls mit Energie versorgt)
Für die Wandertour selbst gilt: Unterschätzen Sie den Zustand der Wege auf Mallorca nicht. Festes Schuhwerk (Wanderstiefel, zur Not auch geschlossene Turnschuhe) sind ein Muss! Offene Sandalen, Flipflops oder gar Schuhe mit hohen Absätzen lassen Sie lieber in der Finca.
Tragen Sie zum Wandern Zwiebellook, z.B. ein T-Shirt und eine langärmlige atmungsaktive Outdoorjacke. In den heißen Sommermonaten kann die intensive Sonne zur starken Belastung werden. Schatten ist auf den meisten Wanderwegen ein Fremdwort. Eine sehr leichte langärmlige Bluse oder ein langärmeliges Hemd schützen Ihre Haut vor direktem Sonnenlicht und damit auch vor Sonnenbrand. Tragen Sie eine Kopfbedeckung! Ideal sind Kopfbedeckungen mit weiter Krempe, die zugleich auch Ihr Gesicht schützen, zum Beispiel eine Baseballkappe oder ein schöner Sonnenhut. Diese finden Sie in jedem Souvenirladen auf Mallorca.
Was Sie auf der Wanderung mitnehmen sollten
Das "Gepäck" hängt natürlich von der Länge der Wanderung ab. Grundsätzlich gehören Sonnenschutzmittel und Wasser in den Wanderrucksack. Bei längeren Wanderungen ist ein kleines Picknick empfehlenswert, so dass Sie zwischendurch 1-2 Rastpausen einlegen können. Schauen Sie sich die geplante Wanderroute auf der Karte an und planen Sie Ihre Pausen. Möchten Sie nicht so viel Verpflegung mitnehmen, planen Sie Wanderrouten, die an Restaurants oder sogenannten Refugis vorbeiführen. Die Refugis sind spezielle Wanderhütten, die Wanderern bei mehrtägigen Wanderungen ein Dach über den Kopf bieten und Mahlzeiten servieren. Bei manchen kann es erforderlich sein, ein Mittagessen vorab zu reservieren.
Planen Sie eine Wanderung zu einer schönen Badebucht, gehören natürlich auch Schwimmzeug und Handtücher in den Wanderrucksack, sowie ggf. Zubehör für Ihre Kinder wie Schwimmhilfen oder Spielzeug.
